Red Center: Alice Springs – East & West MacDonnell Ranges – Watarrka NP – Uluru-Kata Tjuta NP

12.10. – 24.10.2010

Obwohl wir eigentlich zu Hause, in der Schweiz, noch dachten, dass wir das Red Center nicht besuchen werden, sondern den Big Loop über Perth machen werden, sind wir nun gespannt auf die Australischen Sehenswürdigkeiten in den nächsten Tagen und Wochen im Red Center. Als erste Attraktion liegen das Karlu Karlu (Delvils Marbles) Conservation Reserve auf unserem Weg. Dies sind riesige Steine, rund wie eine Murmel, welche in der Abendsonne feurig rot erscheinen. Zu unserer Überraschung hatte es dort sogar einen kleinen Campground, den wir mit tausenden von Fliegen teilten. Dies war nur der erste Kontakt mit diesen nervtötenden Viechern… Eigentlich wollten wir hier einen Ruhetag einlegen, denn wir sind ständig unterwegs und können das Gesehene gar nicht richtig verarbeiten. Leider vermiesten die nervigen Fliegen unser Vorhaben bereits beim Frühstück. Wir retteten uns ins Auto und fuhren nach Alice Springs. Als es dann auch noch anfing wie aus Eimern zu regnen, wussten wir, dass unsere Entscheidung weiter zu fahren richtig war. Wir hörten, wie oft auf den langen Strecken, ein Hörbuch und machten Pinkelpausen in einer der alle 50-200km kommenden Ortschaften mit einem Roadhouse, einer Tankstelle und oft lediglich einer handvoll Häusern. Übrigens ein hörenswertes Hörbuch ist „Frühstück mit Kanguru“ von Bill Bryson. Weil wir doch einige Gegenden bereisten oder bereisen werden, war es für uns sehr spannend. Die Hauptperson resp. der Autor erzählt auf lustige und interessante Weise von Australien, dem Land, den Leuten und seinen Tieren.

In Alice Springs besuchten wir die Touristen-Information und erfuhren, dass der Mereenie Loop von den West Macs (West MacDonnell Ranges) in den Watarrka (Kings Canyon) NP wegen Überflutung der Strasse gesperrt ist. Tja, in den letzten 10 Jahren hat es im Red Center nicht mehr wirklich geregnet und so heftig wie in den letzten Tagen regnete es vor 30 Jahren das letzte Mal. Somit mussten wir unsere Pläne mal wieder ändern und fuhren einfach als nächstes in die East Macs. Zuerst aber noch shoppen in Alice! In einer der zahlreichen Galerien mit Aboriginal Kunst fanden wir ganz klein gepunktete Kunstwerke in unserem Geschmack. Wir wurden aufgeklärt, dass die Künstlerin keine grösseren Bilder malt. In einer anderen Galerie fanden wir dann wieder ihre Bilder und fragten den Galeristen, ob er nicht noch grössere Bilder zum Verkauf habe. Auch er verneinte, sagte aber, er habe bei der Künstlerin schon grössere Bilder in Auftrag gegeben. Per Zufall soll Kathleen Buzzacott in einer Stunde sowieso bei ihm vorbei kommen. So ergab sich tatsächlich ein Treffen mit ihr und sie willigte ein, bereits auf den nächsten Tag unser Traumbild zu malen. Völlig begeistert hielten wir am nächsten Tag wie versprochen, sogar grösser als abgemacht, aber zum gleichen Preis, unser Bild in den Händen. Es erzählt von dem Jagen der Echidnas und dem suchen der Bearded Dragon Lizards um mit ihnen zu spielen. Mit wertvoller Fracht und der Hoffnung diese beiden Tiere zu finden, fuhren wir dann in die East Macs.

Zuerst besuchten wir den Emily & Jessie Gape Nature Park, bei welchen tatsächlich ein riesiger Einschnitt in die Bergkette zu bestaunen war. Zu unserem Erstaunen sahen wir auf dieser geteerten Strecke nun einen Bearded Dragon Lizard nach dem andern beim Sonnenbaden. Einen haben wir sogar gerettet, indem wir mit quietschenden Reifen anhielten und ihn von der Strasse getragen haben, weil das Dummerchen nicht wegrannte. Er war wohl eher verletzt und unsere Heldentat wird von der Natur nicht berücksichtigt. Im Trephina Gorge Nature Park wollten wir eigentlich nur kurz den Pfad zur Schlucht nehmen und weiter fahren. Weil wir die Richtung der Schilder aber nicht richtig deuteten, landeten wir auf dem Panorama Walk. Wir mussten uns eingestehen, dass wir doch häufiger diese Walks machen sollten, denn die Aussicht war unbeschreiblich schön und Silvia’s Knieprobleme blieben aus, trotz den einigen Höhenmetern auf und ab. Die Schlucht schauten wir uns natürlich auch noch an. Sie war ziemlich breit und das Wasser war einigermassen klar. Weil die Temperaturen aber in den letzten Tagen nicht mehr so hitzig waren, verzichteten wir auf eine Abkühlung im Wasserloch. Auf dem Campingplatz waren wir dann auch angenehm überrascht, dass unser Vorgänger Feuerholz hat liegen lassen und wir uns mit einem Lagerfeuer aufwärmen konnten. Für die Nacht nahmen wir jedoch trotzdem unsere zwei Wolldecken zusätzlich zu unserer Daunendecke in Dachzelt mit. Dass es in der Wüste in der Nacht kalt wird, wussten wir bereits aus eigener Erfahrung von Ägypten. Aber so kalt… An unserem 1-Jahr-auf-Weltreise-Jubiläum besuchten wir das Arltunga Historical Reserve. Die Goldgräber waren hier einst fleissig am buddeln und wir konnten die Minenschäfte hinunter klettern. Als wir aber unsere erste Redback Spider, eine der giftigsten Spinnen hier in Australien, entdeckten, kehrten wir kurzerhand wieder um. Dafür machten wir den etwas längere „alternative Route“ zurück zu unserem Beauty und Simon fand tatsächlich ein Goldnugget in der Grösse einer kleinen Fliege!!! Vom Goldrausch gepackt suchten wir weiter in den ausgetrockneten Flussläufen. Durch den Regen der letzten Tage schien es, dass wir das Gold „nur“ sehen und auflesen müssen :-) Bei diesem einen Erfolg blieb es jedoch. Glücklich fuhren wir weiter noch in den N’Dhala Gorge Nature Park, bewunderten dort die hiesigen Petroglyphs (Rock Engravings, Steingravuren) und gönnten uns am Abend eine warme Dusche mit unserer Campingdusche. Dies ist ein schwarzer Sack, welcher sich resp. das Wasser drinnen, in der Sonne aufwärmt und über einen Ast aufgehängt wird (oder man kocht einfach etwas Wasser – Anmerkung des Kochs). Bei erneutem Lagerfeuer, dieses Mal haben wir das Holz selber gesammelt, erfreuten wir uns mal wieder unserer Ukulele. Mittlerweile können wir schon einige der Pfadilieder schrummen, jedoch für Zeltnachbarn ist unser Repertoire noch ein bisschen klein :-) Auf unserer Reise in die East Macs sahen wir auch unseren Scolopender (Hundertfüssler) mit den giftigen Zangen am Kopf und die süssen farbigen Zebrafinken. Wir kehrten nach Alice zurück und erfuhren, dass der Mereenie Loop noch immer nicht offen ist. Wir fuhren trotzdem schon mal in die West Macs. Bis wir hinten ankommen, ist die Strasse dann hoffentlich offen und sonst fahren wir eben auf der gleichen Strasse zurück um in den Watarrka (Kings Canyon) NP zu gelangen.

Wir hörten uns die gekaufte Self Drive Tour CD von den West Macs an und drückten artig Pause nach den Erklärungen der kommenden Sehenswürdigkeiten und jeweils Play beim Weiterfahren. Es war wirklich sehr informativ, obwohl wir uns die eine oder andere Gorge hätten schenken können. Das Wasser war meist zu trübe zum Schwimmen und die Temperaturen sowieso zu tief. Dafür machten wir den einen oder anderen längeren Walk zu einem Lookout, denn wir haben ja gelernt, dass es sicht lohnt :-) Riesige Scharen von Wellensittichen flogen uns um die Ohren und auf dem Weg zum Ormiston Gorge sahen wir unseren ersten riesigen Lizard mit den gelben Punken auf dem Rücken. Die können bis zu 2m gross werden und heissen Perentie (Varanus giganteus). Im Glen Helen Resort mussten wir dann das erste Mal „Opal unleaded“ tanken. Hier gibt es kein „normales“ bleifreies Benzin. Der Unterschied sei die tiefere Oktanzahl und dass es beim Inhalieren nicht high macht. Scheinbar wird in den abgelegenen Orten leider öfters von den Aboriginal People das Benzin missbraucht um sich high zu schnüffeln. Auch erfuhren wir, dass der Mereeni Loop nun offen sei und somit kauften wir für Morgen die Bewilligung für 3 Dollar, denn der der 4×4 Weg führt durch Aboriginal Land. Das Highlight dieses Tages war für uns die Redbank Gorge. In einigermassen klarem, jedoch fürchterlich kaltem Wasser schwammen wir die enge Schlucht hinauf, bis wir uns auf einem sonnigen Stein aufwärmen konnten. Die Schlucht war einfach atemberaubend. Nach der Abkühlung lasen wir gemütlich auf dem kleinen Sandstrand vor der Schlucht unsere Bücher und fuhren später auf den abgelegenen Zeltplatz, den wir ganz alleine für uns hatten.

Auf dem wieder geöffneten Mereeni Loop wurden wir kräftig durchgeschüttelt. Der Zustand war jedoch besser als erwartet. Einige Meter neben der Rumpelstrasse sahen wir unser erstes wildes Kamel und mehrere wilde Pferde! Im Watarrk (Kings Canyon) NP wurden wir schwer beeindruckt von dem riesigen Canyon. Den Panorama Walk machten wir mit hunderten von Photostops. Zum Glück ist es nun auch wieder angenehm warm und in den nächsten Tagen soll die Mittagshitze wieder heftig um nicht zu sagen, unerträglich werden :-) Am Lagerfreuer von Val und Mike, zwei Australier aus Mackay, unterhielten wir uns angeregt über unsere bisherige Reise und die kommenden Pläne. Beim Erzählen merken wir immer wieder wie beeindruckt die Leute sind und wie viel wir schon gesehen haben :-) Sie erzählten auch ihre Geschichte, wie sie von NSW nach Queensland gekommen sind und noch heute mit ihrem 4×4 und Anhänger ganz Australien bereisen. Wie üblich weckte uns die Sonne am Morgen und wir assen gemütlich unser Frühstück. Beim Zusammenpacken kam jedoch etwas ungewöhnlich schlängelndes in Silvia’s Blickfeld. Uch, eine „black headed Python“ wollte von uns photographiert werden :-) bevor wir losfuhren und „on the road again“…

In der Telefonzelle neben dem Roadhouse von Curtin Springs, denn unser Handy hatte wie meistens keinen Empfang, lehnten wir den angebotenen Job bei der Roche in Australien ab. Nach dieser Wegweisenden Entscheidung ging es weiter zu den wohl bekanntesten Sehenswürdigkeiten von Australien: Uluru (Ayers Rock) und Kata Tjuta (Olgas).

Für den Sonnenuntergang führen wir zu den Kata Tjuta. Weil wir viel zu früh dort waren, entschlossen wir uns den kurzen Gorge Walk in diese faszinierenden Hügel zu machen. Die mehrstündige Sonnenuntergangssession überzeugte uns zwar nicht wirklich, jedoch war der Seitenblick auf den Uluru mit dem bereits aufgegangenen Mond genial. Der nächste Tag wurde dann zu unserm Uluru-Tag. Am Morgen machten wir den 9.4km langen Base Walk und anschliessend besuchten wir das Culture Center. Am späten Nachmittag lösten wir den Geburtstasrundflug von Simon für beide über den Uluru ein. Silvia durfte sogar vorne sitzen und knipste von allen Seiten und Höhen ein Bildchen. Von unserem Zeltnachbarn lernten wir noch einen von vielen Bush Tucker (Essbares aus dem Busch) kennen. Dieser Blütennektar ist ganz süss und wenn man nicht an einer alten Blüte saugt, bekommt man auch keinen Flash :-) , meint unser Nachbar mit Grinsen im Gesicht. Vor dem Sonnenuntergang stellten wir uns noch auf die Sunset View Area in Reih und Glied mit 100 anderen „Möchtegern-Photographen“ um das Farbenspiel festzuhalten. Als die Sonne bereits unten war, kam plötzlich der orange leuchtende Mond neben dem Uluru zum Vorschein. Auch dies hielten wir digital fest und stahlen uns ein wenig verspätet aus dem NP. Am folgenden Tag machten wir am Morgen den Valley of Winds Walk in den Kata Tjuta. Es windete übrigens wirklich sehr stark und wir philosophierten über den Düseneffekt. Wir waren ganz zu Frieden bei diesem starken Wind nicht auf einem Segelschiff mit Sturmfock zu sein :-) Beim zweiten Lookout verschlug es uns fast die Sprache. Die Kata Tjutas mit ihren runden Formen links und rechts in die Höhe ragend und in der Ferne eine wunderschön grüne Landschaft, welche normalerweise rot-braun und trostlos ist. Der Regen hat uns das Red Center in kräftigem Grün und mit vielen farbigen Blumen beschert. Wir können es nicht mit anderen Jahren vergleichen, doch uns wird immer wieder gesagt, was für ein Glück wir haben die Wüste so lebendig zu sehen. Wir geniessen die Freiheit jeden Tag das zu Tun, was uns gerade gefällt und freuen uns bereits wieder auf das Meer im Süden von Australien.

2 Antworten zu “Red Center: Alice Springs – East & West MacDonnell Ranges – Watarrka NP – Uluru-Kata Tjuta NP”

  1. mapa sagt:

    ja, das ist wirklich genial. Von den Salties haben wir schon manches am Fernsehen gesehen und gehört – gefährliche Echsen! Zum Glück sind unsere einheimischen Echsen weder so gross noch so gefährlich!
    Weiterhin viel Glück in Australien und viel prächtige Erlebnisse!

    Mapa

  2. admin sagt:

    Die Salties sind zum Glück eines von ganz wenigen Tieren, die einen Menschen gewollt angreifen. Es gibt zwar viel gefährliches hier, aber die Tiere sind meistens so scheu, dass man sie gar nicht sieht. Oder sie sind so klein, dass sie nicht an Menschen als Beute interessiert sind und diese somit nur angreifen, wenn sie in Lebensnot sind. Man muss halt aupassen, ob die Rot-Rücken-Spinne auf dem öffentlichen Klo nicht genau da sitzt, wo man selber hinsitzen oder hinfassen will. Dann kann man auch gemütlich eine Sitzung zusammen mit dieser extrem giftigen Spinne abhalten….

Hinterlasse eine Antwort