Abschlussrede von Manuel

SUNRISE: S.echs U.ngewaschene N.achtwächter R.eisten I.n S.ensationellen E.tmalen

Auf geht’s nach Galapagos!
Am Sonntag geht die Rally los.

Dreitausend Meilen vor der Brust…
Selbst schuld! Wir ham’s vorher gewusst.

Doch langsam – erstmal Flüge buchen.
Am Airport dann das erste Fluchen:

Der Flug gecancelt – was ist das?
Erdbeben in Chile. Ich werd’ blass.

Die LAN fliegt nicht, doch Iberia.
So komm’ ich bis Madrid – hurra!

Doch erstmal ein Stop am Security-Check
Wegen Brotbackmischung im Gepäck.

„Was woll’n Sie mit so viel Mehl beim Segeln?“
Verdacht auf Sprengstoff – das muss man regeln.

Drei Flüge dann und Stunden später:
Der Skipper wird zum Attentäter.

Was reimt sich am besten auf „Gepäck“?
Ich frag mal Wolfgang. Der meint: „weg!“

Die Tierwelt von Galapagos
ist artenreich und bunt und groß.

Tortugas, Pelikan und Hai
und Lonesome George ist mit dabei.

Der Wojtek holt sich ’nen Sonnenbrand
mit dem Umriss von Marquesa-Land.

Ein Blick nach oben – die Luft wird dicker:
Am Masttopp fehlt uns der Verklicker.

Der Proviant in voller Planung.
Wo das Gepäck ist? – „Keine Ahnung!“

Zum Schnorcheltrip um vier Uhr dreißig.
Auf Benzin im Tank, da scheiß ich.

Beim Dinghyfahren lernt man viel:
Auch Paddeln bring dich an dein Ziel.

Der Skipper findet’s trotzdem toll,
denn sein Gepäck ist jetzt beim Zoll.

Apropos: Was reimt sich auf „Ziel“?
Zurück geht’s nach Guayaquil.

So. Durchatmen. Fertig. Aber guck:
Die Leitung hat noch zu viel Druck.

Wer kennt sich aus mit unserm Gas?
Butan? Propan? Was für ein Spaß.

Und was gibt’s nicht in Guayaquil?
Ein für uns passendes Ventil!

Bei Rückkehr dann hundert Dollar
für Lonesome George, den er nie sah.

So, los jetzt! Alle Segel hoch!
Den Startschuss hör’n wir gerade noch.

Wir nehmen’s sportlich, aber fair
und fahr’n den andern hinterher.

In einer sternenklaren Nacht:
Erst hat’s gebremst, dann hat’s gekracht.

Dann hat’s gezogen und gezischt –
die Meere sind eh überfischt.

So zerr’n wir an den Fischernetzen
und unser Kiel reißt sie in Fetzen.

Ein Rettungskragen musste schon
vor drei Jahren zur Inspektion.

Jetzt platzt er mit ’nem lauten POPP
rund herum um meinen Kopp.

Am nächsten Tag: Der Wind bläst fest,
da kommt die Stiftung Warentest

an Bord und findet: unser Baum
vom Spinnaker, der ist ein Traum.

Nur tauchen mag das Segel nicht.
Der Baum verbiegt sich, doch es bricht

der Hals erst viele Tage später.
Und dann das Fall. Mit viel Gezeter

kommt das Teil zurück in seinen Schlauch,
auf dem wir stehen… Wir können auch

zum Glück den Schmetterling.
Das is ja’n Ding.

Dann in der Nacht ein Attentat:
Das Bimini trifft Wolfgang hart.

Trotz allem eine neue Zahl:
1 – 7 – 6. Rekord-Etmal!

Die Decke fällt uns auf den Kopp.
Paar Schrauben, Tape – ein leichter Job.

Unser Gemüse frisst der Schimmel.
Ein Regenbogen spannt am Himmel,

darunter ein Ozean voll Fisch.
Kein einziger auf unserm Tisch.

Die Situation wird immer blöder:
Wir woll’n den Fisch – er nur die Köder.

Der Ofen wird heut’ eh nicht heiß:
Im Mehl sind Käfer – so ein Mist.

Scharf Ausguck halten in der Nacht
nach ’nem Container. Wär’ doch gelacht,

wenn wir den nicht auch noch treffen,
also Ruder hart und reffen

Kurs 2 – 4 – 0 auf Position…
Glück gehabt – er treibt davon.

Meile um Meile zieht vorbei
durch das Wellen-Einerlei.

Wachwechsel. Frühstück. So ein Hohn:
Genau hier war’n wir gestern schon.

Wellen, Wolken, Sonnenlicht.
Abwechslung gibt’s hier wohl nicht?!

„Habt ihr die Langeweile satt?“
Hmja – und zack! ist die Maschine platt.

Der Proviant wird auch nicht mehr.
Was eignet sich noch zum Verzehr?

Ein Thunfisch, notfalls auch ein Hai.
Doch kein Fisch (schon gar nicht zwei)

findet unsere Köder heiß,
darum gibt’s heut’ wieder Mais.

Die Koje fault – ach, was ist das denn?
Ein Leck ganz vorn am Kettenkasten!

Und gleich das nächste Hindernis:
Der Gennaker hat einen Riss.

Da! Endlich! Ein Fisch an der Leine.
Doch der hat Federn und zwei Beine.

Wir zücken Messer schon und Gabel,
doch die Beute bleibt im Schnabel.

Wird wohl wieder nix mit Squid
mit Reis, Limette und Pomm-Frit.

Das alles ist mir jetzt egal,
so wie der Wind und das Etmal

und all das E.T.A.-Kalkül.
Denn für mich war der Weg das Ziel.

Besten Dank an Käpt’n Krause!
Trotz wenig Schlaf und Mittagspause

brachtest du uns heil ins Ziel
mit Kompetenz, Gespür und Stil.

Und an euch beiden aus der Schwyz:
“Always fair winds and following seas!“,

auch wenn wir uns nie wieder seh’n.
Das war der März Zweitausendzehn.

Und war mein Text auch schräg und grässlich:
Der Törn an sich bleibt unvergesslich.

Inspiriert vom Südpazifik und niedergeschrieben von Manuel Miserok, 24.3.2010

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