Archiv für April 2010

Tuamotu: Takaroa – Manihi- Ahé – Rangiroa

Sonntag, 18. April 2010

3.4.2010 – 18.4.2010

Kurz nachdem wir am Abend des 3.4.2010 in Tahuatu (Marquesas) ablegten, hingen wir unsere zwei Schleppangeln raus und voilà, nach 10 Minuten bissen gerade gleichzeitig zwei Bonitos an!!! Unsere Fischerpechsträhne hatte somit ein Ende :-) Für die nächsten Tage gab es Fisch, Fisch, Fisch. Nach vier Nächten und drei Tagen kam am frühen Morgen Takaroa, unser erstes Atoll der Tuamotus, in Sicht. Der Blumenduft war bereits 1 sm vor dem Atoll so intensiv, dass wir das Land nicht nur sahen sondern auch rochen. Der Pass (Durchgang) um in die Lagune des Atolls zu gelangen war ziemlich schmal und machte am Ende eine 90° Kurve. Links und Rechts hatten wir die Motus (kleine Inseln) umgeben von Korallen bis an die Wasseroberfläche. Um die Sunrise und uns unversehrt und ohne Riffberührung in die Lagune und in der Lagune zu manövrieren, waren Simon und Wojtek am Bug und hielten Ausschau wegen Untiefen, Robert navigierte unseren Skipper mit Hilfe der Karten auf dem Laptop und ich behielt die Tiefe der Navigationsinstrumente im Auge. Unversehrt fuhren wir unter Motor ein und suchten unseren Weg vorbei an den Perlenfarmen und deren Bojen im Wasser zu unserem Ankerplatz. Wir machten das Dinghy klar und kundeten das Motu aus. Bei einer netten runden Frau (die Frauen sind hier alle gut genährt und keine Klappergestelle wie das „Idealbild“ bei uns, die Männer kräftig gebaut mit Tattoos) konnten wir frisches Brot kaufen und die ersten schwarzen Südseeperlen bestaunen. Zu der nahegelegenen Perlenfarm marschierte Simon und ich und platzten unangemeldet rein. Überaus freundlich wurden wir empfangen und wie selbstverständlich rumgeführt. Sie zeigten uns wie der Nukleus in die Auster implantiert wird und bei einer anderen Auster wie man die Perle heraus operiert. Wenn die Perle schön ist, wird gerade ein zweiter Nukleus, dieses Mal ein grösserer, in diese Auster implantiert und ein Jahr später hoffentlich eine grössere noch schönere und somit wertvollere Perle der Auster seziert. Zurück auf der Sunrise zogen wir unser Schnorchelequipment an und erkundetenden die nahe gelegenen Korallenköpfe. Viele farbige Fische und sogar einen kleinen Schwarzspitzen-Riffhai sahen wir. Auf dem Rückweg erspähten wir „wilde“ Austern, jedoch mit einem Seil miteinander verbunden. Kurzerhand sammelten wir diese ein und öffneten diese auf der Sunrise. Leider hatte keine der Auster eine Perle in sich versteckt.
Noch am Abend fuhren wir wieder durch den Pass. Die Strömung war nun sehr kräftig und wir flutschten fast schon nach draussen. Die Verwirbelungen im Pass sorgten für Herzklopfen. Wir legten an der Mole für die Nacht an um am nächsten Morgen ganz zeitig noch vor Sonnenaufgang das nächsten Atoll anzusegeln. Verschiedene junge Leute bestaunten unser Boot und wollten nicht mehr weg gehen. Wir waren die Attraktion, denn hier passiert nicht viel. Eine Disco gibt es nicht, lediglich eine Bar. Die nächste grössere und für die Hiesigen „grosse“ Stadt ist Papeete in Tahiti, wo die Älteren in die Schule gehen.
Nach 13 Stunden segeln erreichten wir Manihi. Trotz Gezeitentabelle war die Strömung nicht wie erwartet gering, sondern im Gegenteil sehr stark. Mit hoher Tourenzahl durchquerten wir den Pass Tairapa und segelten auf die gegenüberliegende Seite des Atolls in den Windschatten der Motus, um im ruhigen Wasser zu ankern. Weil der Ankerplatz nicht genau beschrieben war und dort wo er etwa sein sollte, viele Korallenblöcke auf dem Grund des klaren türkis-blauen Wassers sichtbar waren, fuhren wir entlang der Motus weiter bis wir einen geeigneten Platz fanden. Auf den Motus hat es nur wenige kleine Häuser, oft nur eine Village im ganzen Atoll und hier lediglich 2 Family Hotels und das Manihi Pearl Beach Resort, welches wir am nächsten Tag besichtigten. Es befindet sich an traumhafter Lage, die Gäste können zwischen Wasserbungalow und Strandbungalows mit eigenem kleinen Strand mit Hausriff perfekt zum Schnorcheln wählen. Die Preise sind jedoch gigantisch… Weil leider der Flug für Wojtek von hier nach Tahiti schon ausgebucht war, mussten wir einen Tag später bereits zum nächsten Atoll weitersegeln und konnten hier in diesem bekannten, traumhaften Atoll nicht tauchen. Lediglich 8 Stunden brauchten wir bis zum nahe gelegen Atoll Ahé. Auch dieses Mal hatten wir Gegenströmung im Pass mit Namen Reianui, jedoch nicht mehr so heftig wie auch schon. Die nun bereits geübten Augen von Simon und Wojtek lotsten uns durch das halbe Atoll bis vor die kleine Village Tenukupara, wieder ein Zungenbrecher. Beim Suchen des Ankerplatzes kam dann prompt noch Hektik auf, denn plötzlich tauchte ein riesiger Korallenkopf auf Backbord auf und trotz sofortiger Kursänderung sassen wir kurz darauf fest. Zum Glück schob uns der Wind weiter und wir konnten uns nur durch zuwarten „befreien“. Die Schraube und das Ruder blieben unversehrt.
Interessant ist hier in den Tuamotu, dass die Leute zwar einfach aber gut gekleidet sind, trotz Inselgrössen bis nur wenige Kilometer länge Pickup-Autos besitzen und zur Verwunderung von Simon jeder Teenager mit einem iPhone oder iPot mit Bose-Boxen, welche bei uns ein heiden Geld kosten, herum laufen. Es scheint somit den Leuten hier sehr gut zu gehen, was für uns natürlich sehr schön ist, denn das Boot muss man nicht abschliessen, um das Dinghy keine Angst haben und im Dunkeln kann man ohne Bedenken herum laufen.
Hier im Ahé Atolle waren nun das erste Mal auch andere Segler anzutreffen. Ein Franzose war schon vor Anker, die Tumshi aus Östereich kam am nächsten Tag. Das Ehepaar ist seit 2 Jahren auf Reisen und nun möchten Sie ihren Katamaran für 200 000 Euro verkaufen. Tja, ein bisschen viel für uns… Dann kamen auch die ersten World-ARC Boote, die Kalliope (Spanien) und Thor VI (Portugal).
Am nächsten Tag mussten wir uns bereits von Wojtek verabschieden. Robert und Reiner organisierten ihm ein Transfer für eine Flasche Whisky, wobei wir keinen an Bord hatten. Sie gaben dem Fahrer einfach einen Rum und alles war geregelt.
Auf dem Weg zum Strand erfuhren wir von den Österreichern, dass die Perlenfarm in der Nähe auch Perlen verkauft und besichtigt werden kann. Kurzum fuhren wir mit unserem Dinghy dorthin und liessen uns wieder erklären wie die Austernzucht und Perlengewinnung gemacht wird. Weil die Perlen vor Ort nicht sehr überzeugend waren, verabredeten wir uns für den nächsten Tag noch einmal und wurden so einige unsere Euros los, da niemand unser Geld in CFE (colonial francs pacific) wechseln will.
Schlussendlich kamen wir dann doch noch an den Strand und machten ein Photoshooting mit der geeigneten Bilderbuchpalme :-) , gingen Schnorcheln und wurden von den Einheimischen auf eine Trinkkokosnuss eingeladen.
Wieder in einem Nachtschlag fuhren wir zum nächsten Atoll, denn so konnten wir bei Mittagssonne aus dem Pass fahren und am nächsten Morgen bei vermutlich günstiger Tide und Tageslicht beim nächsten Pass wieder einlaufen. Dieses Mal hatte der Pass von Tiputa sogar eine Überraschung bereit. Spielende Delphine in den Wellen des Passes! Das bedeutete zwar wiederinmal mehr Strömung als wir eigentlich erhofft hatten, dafür 100te Photos mit spritzendem Wasser und hin und da ein Delphin :-) Trotz des Nachfragens bei Tauchschulen wie die Strömungen im Pass sein sollten, müssen wir festhalten, dass diese nur schwer zu berechnen sind. Es scheint, dass neben der Gezeiten die Topographie wesentlich mitspielt und somit die wahren Strömungen für unkundige wie uns nicht vorherzusagen sind. Immerhin haben wir nur einmal die Strömung mit uns gehabt und die anderen Male Gegenströmung, was einiges leichter zum Manövrieren ist.
Dann kam der grosse Tag des Tauchens. Mit Robert zusammen machten wir den ersten Tauchgang ausserhalb der Lagune. Wir tauchten auf 25m am Drop off entlang, sahen riesige Fischschärme sogar Barrakudas, einige Korallen und wieder einmal Haie. Dieses mal waren es kleine Schwarzspitzen-Riffhaie ganz am Meeresgrund und vereinzelte beim Schwimmen, jedoch mit viel Abstand zu uns, so dass Simon leider nur ein blau in blau Photo mit Umrissen eines Haies machen konnte. Beim zweiten Tauchgang am Nachmittag gingen Simon und ich dann alleine und hatten das Glück einen riesigen Tuna zu sehen! Zwei Napoleon Fische kreuzten unseren Weg und eine Muräne guckte aus einer Koralle heraus. Dann liessen wir uns von der Strömung durch den Pass treiben und als der Canyon kam, tauchten wir wie Profis hinab und erkundeten diesen. Zwei Haie scheuchten wir leider auf. Weil die eine Mittaucherin einiges zu viel Luft brauchte, war der Tauchgang bereits nach 42 Minuten zu Ende, denn sobald wir wieder aus dem Canyon in den Pass hinauftauchten, erfasste uns die Strömung und wir tauchten als Gruppe zusammen auf, um vom Speedboat aufgelesen zu werden. Der Tauchgang, die Fauna und Flora, ist nicht mit denen des Roten Meeres oder Bonaire zu vergleichen. Hier lebt alles von den grossen Tieren und den Zufällen, was gerade vorbei schwimmt. Am Ankerplatz hatten wir das Glück zweimal von der Sunrise aus einen kleinen Manta-Rochen zu sehen. Von anderen Tauchern hörten wir, dass zum Teil die Delphine mit den blubbernden Tauchern spielen wollen. Weil kurz vor unserem Tauchgang der riesige Frachter Aranui ausgelaufen war, sank die Wahrscheinlichkeit rapide, die Delphine auch unter Wasser zu treffen.
Wir verbrachten zwei weitere gemütliche Tage mit dem Besuch der Village, Unterwasserschiff putzen, Homepage updaten und wieder einmal eMails empfangen und schreiben. Dann kam die Zeit uns auf den Weg nach Tahiti zu machen. Wir müssen einen Segelmacher finden, denn der Genaker ist ja noch immer kaputt und die neue Crew kommt dort in einer Woche an. Wieder liegen 3 Tage non-stop segeln mit Nachtschichten vor uns. Auch wenn es anstrengend ist, gefällt es uns sehr so zu reisen. Die Zeiten sind klar, wann wer am Ruder steht und daneben wird gekocht, abgewaschen, Segel gesetzt oder geborgen, gerefft, gelesen, geschlafen, die Wellen angestarrt und das Leben genossen :-)

Marquesas: Hiva Oa und Tahuata

Donnerstag, 15. April 2010

30.3.2010 bis 3.4.2010

Nach den gesegelten 2765 sm und motorten 267 sm wurden wir herzlich mit Blumenkranz in der Bucht von Atuona auf der Insel Hiva Oa auf den Marquesas begrüsst. Am Abend gönnten wir uns ein Essen bei Alexandre. Er hat ein Haus auf der Anhöhe mit Swimmingpool, „Döggelikaschte“, Billiardtisch und serviert ein einfaches, jedoch hervorragendes Essen mit Salat, Rindfleisch und Dessert. Manuel überraschte uns mit einem auf der Überfahrt geschriebenem Gedicht (siehe unten). Wie konnte es auch anders sein, alle Gäste waren von der ARC Flotte und so konnten wir uns über das Geschehene updaten. Nicht viele hatten das Glück auf der Übefahrt Fische zu fangen, einige verloren, wie wir, ganze Angelleinen, weil die Fische zu gross waren. Zum Glück hatte niemand grössere Probleme und alle sind heil angekommen. Einige sind sogar schon über eine Woche vor uns angekommen und bereits am Auskundschaften von anderen Inseln.
Am nächsten Tag putzten wir die Sunrise und weil die Bewilligung zum zollfreien Tanken noch nicht vorlag, nahmen wir das Dorf unter die Lupe. Drei Einkaufsläden gibt es, eine Boutique mit teuren aber sehr schönen Souveniers, Mangos an den Bäumen zum Pflücken, das Gaugin Museum und viele super nette Leute. Das Abschieds-Abendessen nahmen wir im gediegenen Pearl Lodge Restaurant zu uns, wo zu unserer Verwunderung Manuel und Wojtek seit der Ankunft auch logierten. Leider kam uns anderen diese Hotelübernachtungen der beiden komisch vor. Wie auch immer, wir hatten eine super Zeit auf dem Pazifik und möchten dem Skipper Wolfgang danken! Wir wären sehr gerne mit dir weiter in die Tuamotu und nach Tahiti gesegelt.
Am nächsten Tag sassen wir dann ohne Skipper auf der Sunrise, weil Reiner leider erst einen Flug für den nächsten Tag gebucht hatte. Alles kein Problem, Wojtek warf seine Angel aus, wir spielten Karte und voilà etwas hat angebissen. Tja, leider ein kleiner Schwarzspitzen-Hai, den wir natürlich unter fachmännischer-Bimini-Haiforschungs-Methode in die Freiheit entliessen.
Dann kam der 1. April: Kein Scherz, dies ist geschehen:
Wir fuhren nichts ahnend mit dem Dinghi an die Mole. Zwei Kanadier sassen auf ihrer Yacht und winkten uns zu sich. Sie informierten uns, dass die Yacht vor unserer Bucht einen Ruderbruch hat und sie deshalb den Anker geworfen haben. Auf Kanal 16 rufen sie um Hilfe. Weil ihr Schiff zu klein sei um zu helfen, baten die zwei Kanadier uns, ob wir die Yacht da draussen vielleicht abschleppen könnten. Nun wir waren ja noch ohne Skipper und beschlossen deshalb die Einheimischen an der Mole zu informieren. Somit wurde die Gendamerie kontaktiert und nach einer Stunde kam ein Feuerwehrauto mit einem Mann angerollt. Weil die Feuerwehr jedoch kein Schiff hat, ging alles noch ein bisschen länger: Letztendlich wurden Simon und ich aufgefordert mit dem Fischerboot und dem Feuerwehrmann raus zu fahren, denn die nahmen an, dass wir die Leute der Harmony, so hiess die Yacht in Not, kennen. Wie auch immer es stellte sich heraus, dass wir sehr wohl helfen konnten, denn die Crew auf der Harmony war froh nicht französisch Sprechen zu müssen. Dazu kam, dass beim Herunterlassen des Ankers die Ankerwinch kaputt ging und ca. 120 m Kette rausratterte und nun von Hand wieder eingeholt werden musste. Wie wir später erfuhren waren die Armen bereits 35 Tage auf See und weil sie sich verschätzt haben hatten sie keine Esswaren mehr und lebten seit kurzem von Popcorn und Bier. Somit waren die Kräfte langsam verschwunden und Simon hüpfte mit einer 2-Meter-Welle von dem einem auf das andere Schiff und half den Anker zu bergen. Nach grössten Anstrengungen war dann der Anker endlich oben und wir konnten die Harmony mit dem Fischerboot in den „Hafen“ schleppen. Hier liessen wir den Anker wieder runter und konnten endlich ausatmen. Zwei Kisten Bier, eine für den Feuerwehrmann, eine für die Fischer und das finanzielle war geregelt. Wir erfuhren, dass der Eigener das Schiff in Mexiko gekauft hat und nun mit seinen zwei Mitseglern auf dem Weg nach Hause Richtung Australien ist. Vielleicht treffen wir sie ja wieder…
Zurück auf der Sunrise erwarteten wir nun unseren Skipper Reiner. Kaum an Bord, ging Reiner seine E-Mail bei einem Einheimischen checken, denn das WiFi ist auf der Insel nicht sehr verbreitet. Noch bevor Reiner zurück kam, meldete sich Thetis auf Kanal 70 um uns zu informieren, dass ihr Motor nicht mehr funktioniert und sie deshalb unter Segel in den Bucht einlaufen werden. Wenige Minuten später der nächste Funkspruch: sie treiben auf die Klippen zu und brauchen unsere Hilfe. Weil unser Skipper Reiner noch immer nicht an Bord war, zögerten wir und teilten unser Dilemma mit. „Any help is appriciated“`! Wir hoben den Buganker, Robert fuhr mit dem Dinghi Reiner holen der mittlerweile an der Mole stand, Heckanker wurde mit Fender markiert und los. Simon fuhr die Sunrise aus der Bucht auf direktem Weg zur Thetis. Paul hielt bereits eine Leine in der Hand um diese uns zuzuwerfen. Zum Glück ein guter Wurf und ich konnte die Leine um die Winch legen und festmachen. Da die Leine aber zu kurz war und die Spannung mit den zwei Meter hohen Wellen zu gross wurde, knallte es. Zu diesem Zeitpunkt waren wir glücklicherweise bereits in einem guten Abstand zu den gefährlichen Klippen. Zweiter Versuch, neue längere Leine, wieder ein super Wurf nur kamen die beiden Boote immer näher zueinander und die Thetis touchierte uns leicht auf Backbord. Zum Glück waren aber keine Hände dazwischen und lediglich die Reeling hat sich ein wenig verschoben und womöglich wurden die Dichtungen beschädigt. Auch das Satellitentelefon funktioniert noch, wobei die Antenne ziemlich verbogen wurde. Wie auch immer, langsam aber stetig schleppten wir die doch einiges grössere Thetis (55 ft und 35 t vs. 43 ft und 12 t) sicher in die Bucht. Es stellte sich heraus, dass der Motor ausfiel, weil wohl der „Schlamm“ im Tank bei der notfallmässigen Rückfahrt von der südlichen Insel vor zwei Tagen die Leitungen verstopft hat. Notfallmässig: Patrick, der Schweizer auf der Thetis, hat sich beim Öffnen einer Kokusnuss mit der Machette den Finger abgehackt und musste schnellstmöglich nach Hiva Oa gebracht werden und danach nach Papetee, Tahiti, geflogen werden. Weil der ganze Transport länger benötigte, konnte sein Finger leider nicht gerettet werden. Er wurde jedoch im Spital in Papetee professionell versorgt und hat bereits angekündigt, auf der Thetis weiter um die Welt segeln zu wollen.
Wir rundeten den Abend noch mit einem Besuch beim Tätowierer ab. Wie ihr vielleicht wisst, wurde das Tätowieren in den Marquesas „erfunden“ und somit war es nahe liegend, ein Original machen zu lassen. Wir suchten beide ein passendes Motiv und besprachen es mit dem Tätowierer. Er zeichnete es uns mit Filzstift auf die Haut und wir konnten uns das erst mal ansehen. Wenig später war Simon stolzer neuer Besitzer eines coolen polynesischen Hai-Tatoos. Mir war das ganze zu gross und als ganzes nicht überzeugend, somit ist mein Knöchel weiterhin lediglich braungebrannt.
Dann kam der grosse Tag und wir segelten auf die nächste Insel namens Tahuata, was soviel wie Sunrise bedeutet. Dort trafen wir einige ARC Yachten und vernahmen bereits das nächste Missgeschick: Klaus von der Thetis wollte mit seinem Dinghy an den Strand fahren und Überschlug sich in der Brandung. Zum Glück hat er sich lediglich die Schulter geprellt und der Dinghymotor ist auch schon wieder fahrtüchtig.
Am Abend wurden alle zum Sundowner auf den Katamaran Jeannius eingeladen und wir konnten bekannte und neue Gesichter treffen. Das Mädchen der Yacht Ronya hielten ein Ständchen und wurde von einem Mitsegler auf der Ukulele begleitet. Diese Unterhaltungseinlagen waren die Highlights sogar während der Pazifiküberquerung, nur konnten wir auf dem SSB-Funk nichts empfangen und verpassten es somit. Bei mir kam gerade Lagerfeuerstimmung auf…
Am nächsten Tag putzten wir das Unterwasserschiff. Ich tauchte dazu mit Reiners Equipment bis die Flasche fast leer war und Simon und Wojtek übten sich im Luftanhalten und Schrubben.
Am Abend ging es dann bereits weiter Richtung Tuamotu, die traumhaften pazifischen Atolle!

Abschlussrede von Manuel

Donnerstag, 15. April 2010

SUNRISE: S.echs U.ngewaschene N.achtwächter R.eisten I.n S.ensationellen E.tmalen

Auf geht’s nach Galapagos!
Am Sonntag geht die Rally los.

Dreitausend Meilen vor der Brust…
Selbst schuld! Wir ham’s vorher gewusst.

Doch langsam – erstmal Flüge buchen.
Am Airport dann das erste Fluchen:

Der Flug gecancelt – was ist das?
Erdbeben in Chile. Ich werd’ blass.

Die LAN fliegt nicht, doch Iberia.
So komm’ ich bis Madrid – hurra!

Doch erstmal ein Stop am Security-Check
Wegen Brotbackmischung im Gepäck.

„Was woll’n Sie mit so viel Mehl beim Segeln?“
Verdacht auf Sprengstoff – das muss man regeln.

Drei Flüge dann und Stunden später:
Der Skipper wird zum Attentäter.

Was reimt sich am besten auf „Gepäck“?
Ich frag mal Wolfgang. Der meint: „weg!“

Die Tierwelt von Galapagos
ist artenreich und bunt und groß.

Tortugas, Pelikan und Hai
und Lonesome George ist mit dabei.

Der Wojtek holt sich ’nen Sonnenbrand
mit dem Umriss von Marquesa-Land.

Ein Blick nach oben – die Luft wird dicker:
Am Masttopp fehlt uns der Verklicker.

Der Proviant in voller Planung.
Wo das Gepäck ist? – „Keine Ahnung!“

Zum Schnorcheltrip um vier Uhr dreißig.
Auf Benzin im Tank, da scheiß ich.

Beim Dinghyfahren lernt man viel:
Auch Paddeln bring dich an dein Ziel.

Der Skipper findet’s trotzdem toll,
denn sein Gepäck ist jetzt beim Zoll.

Apropos: Was reimt sich auf „Ziel“?
Zurück geht’s nach Guayaquil.

So. Durchatmen. Fertig. Aber guck:
Die Leitung hat noch zu viel Druck.

Wer kennt sich aus mit unserm Gas?
Butan? Propan? Was für ein Spaß.

Und was gibt’s nicht in Guayaquil?
Ein für uns passendes Ventil!

Bei Rückkehr dann hundert Dollar
für Lonesome George, den er nie sah.

So, los jetzt! Alle Segel hoch!
Den Startschuss hör’n wir gerade noch.

Wir nehmen’s sportlich, aber fair
und fahr’n den andern hinterher.

In einer sternenklaren Nacht:
Erst hat’s gebremst, dann hat’s gekracht.

Dann hat’s gezogen und gezischt –
die Meere sind eh überfischt.

So zerr’n wir an den Fischernetzen
und unser Kiel reißt sie in Fetzen.

Ein Rettungskragen musste schon
vor drei Jahren zur Inspektion.

Jetzt platzt er mit ’nem lauten POPP
rund herum um meinen Kopp.

Am nächsten Tag: Der Wind bläst fest,
da kommt die Stiftung Warentest

an Bord und findet: unser Baum
vom Spinnaker, der ist ein Traum.

Nur tauchen mag das Segel nicht.
Der Baum verbiegt sich, doch es bricht

der Hals erst viele Tage später.
Und dann das Fall. Mit viel Gezeter

kommt das Teil zurück in seinen Schlauch,
auf dem wir stehen… Wir können auch

zum Glück den Schmetterling.
Das is ja’n Ding.

Dann in der Nacht ein Attentat:
Das Bimini trifft Wolfgang hart.

Trotz allem eine neue Zahl:
1 – 7 – 6. Rekord-Etmal!

Die Decke fällt uns auf den Kopp.
Paar Schrauben, Tape – ein leichter Job.

Unser Gemüse frisst der Schimmel.
Ein Regenbogen spannt am Himmel,

darunter ein Ozean voll Fisch.
Kein einziger auf unserm Tisch.

Die Situation wird immer blöder:
Wir woll’n den Fisch – er nur die Köder.

Der Ofen wird heut’ eh nicht heiß:
Im Mehl sind Käfer – so ein Mist.

Scharf Ausguck halten in der Nacht
nach ’nem Container. Wär’ doch gelacht,

wenn wir den nicht auch noch treffen,
also Ruder hart und reffen

Kurs 2 – 4 – 0 auf Position…
Glück gehabt – er treibt davon.

Meile um Meile zieht vorbei
durch das Wellen-Einerlei.

Wachwechsel. Frühstück. So ein Hohn:
Genau hier war’n wir gestern schon.

Wellen, Wolken, Sonnenlicht.
Abwechslung gibt’s hier wohl nicht?!

„Habt ihr die Langeweile satt?“
Hmja – und zack! ist die Maschine platt.

Der Proviant wird auch nicht mehr.
Was eignet sich noch zum Verzehr?

Ein Thunfisch, notfalls auch ein Hai.
Doch kein Fisch (schon gar nicht zwei)

findet unsere Köder heiß,
darum gibt’s heut’ wieder Mais.

Die Koje fault – ach, was ist das denn?
Ein Leck ganz vorn am Kettenkasten!

Und gleich das nächste Hindernis:
Der Gennaker hat einen Riss.

Da! Endlich! Ein Fisch an der Leine.
Doch der hat Federn und zwei Beine.

Wir zücken Messer schon und Gabel,
doch die Beute bleibt im Schnabel.

Wird wohl wieder nix mit Squid
mit Reis, Limette und Pomm-Frit.

Das alles ist mir jetzt egal,
so wie der Wind und das Etmal

und all das E.T.A.-Kalkül.
Denn für mich war der Weg das Ziel.

Besten Dank an Käpt’n Krause!
Trotz wenig Schlaf und Mittagspause

brachtest du uns heil ins Ziel
mit Kompetenz, Gespür und Stil.

Und an euch beiden aus der Schwyz:
“Always fair winds and following seas!“,

auch wenn wir uns nie wieder seh’n.
Das war der März Zweitausendzehn.

Und war mein Text auch schräg und grässlich:
Der Törn an sich bleibt unvergesslich.

Inspiriert vom Südpazifik und niedergeschrieben von Manuel Miserok, 24.3.2010